Epochen in Indien

Epochen in Indien

 

Die Maurya-Dynastie – das buddhistische Indien

Im dritten Jahrhundert vor Christus etablierte sich die erste Dynastie, die über-indische Herrschaftsansprüche entwickelte. Die Maurya-Könige weiteten ihr Reich, ausgehend von Magadha im heutigen Bihar, in alle Himmelsrichtungen aus. Vieles was von ihnen überliefert ist, stammt aus literarischen, poetischen oder folkloristischen Quellen – Theaterstücke, religiöse Texte etc.

Hinduismus dominierte zwar zu Beginn der Dynastie noch im Subkontinent, aber aus Sri Lanka kam der Jainismus (zu dem sich Chandragupta Maurya, der fleißigste Eroberer der Mauryas bekannte – von ihm wird erzählt, dass er sich nach einem Leben voller Eroberungen und Blutvergießen am Ende seines Lebens eine religiöse Buße auferlegte und sich, den Regeln der Jains folgend, rituell zu Tode fastete) und im Norden begann sich der kastenverachtende Buddhismus zu entwickeln.

Der bekannteste Herrscher dieser Zeit ist Ashoka. Ashoka übernahm ein weitgehend etabliertes Reich, das sich im Westen bis nach Persien und im Süden bis ins nördliche Kerala erstreckte und beinahe alles an Land, das heute zu Indien gehört, umfasste. Ashoka konvertierte zu Lebzeiten zum Buddhismus und seine Biographie ist stark von buddhistischen Legenden gefärbt. Ausschlaggebend für seine Konvertierung war die Schlacht von Kalinga, einem kleinen vom Maurya Reich noch unabhängigen Teil des heutigen Orissa. Zutiefst berührt von der sinnlosen Gewalt, die Ashoka bei dieser Eroberung sah, begann er Eroberungen und Gewalt in Frage zu stellen. Er regierte sein Reich unter den Prinzipien des Buddhismus, befriedete es und suchte trotz militärischer Überlegenheit keine weiteren Feldzüge gegen seine Nachbarn. Ashoka war bekannt bis nach Ägypten und Griechenland, wo von ihm ausgesandte Mönche den Westen zum ersten Mal mit buddhistischen Lehren in Berührung brachten.

Im ganzen Land ließ er Ashoka Säulen errichten, Kapitäle mit vier Löwen die in die vier Himmelsrichtungen blicken, und auf ihnen die Grundlagen seiner Gesetze inskribieren. Die sogenannten Säulen-Edikte kann man heute noch über den Subkontinent verstreut finden. Zudem versuchte er den Landbesitz gerecht zu gestalten, errichtete Schulen, Krankenhäuser und tatsächlich auch Tierhospitäler. Sein Ziel war die Verbreitung des Dhamma, des buddhistischen Konzepts von sozialem Miteinander.

Die wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten wie Bodhgaya, Lumbini, Varanasi und Sarnath enstanden zu dieser Zeit, ebenso wie die beeindruckende Stupastadt namens Sanchi.

Der letzte Herrscher der Mauryas war Ashokas Enkel, der von seinem General ermordet wurde, woraufhin der seine eigene Dynastie gründete. Das Reich war aber bereits im Zerfallen und für lange Zeit danach gab es nur mehr regionale Herrscherhäuser und der Buddhismus musste über kurz oder lang aus Indien in den Norden und Osten flüchten.

In der langen Periode zwischen den buddhistischen Mauryas und den muslimischen Mogulen wurde Nordindien von unterschiedlichsten Dynastien beherrscht. Gandahara, das Reich im Nortwesten, das heute die Istan-Staaten und Persien ausmachen, war eine prä-Maurya Dynastie, die sich geographisch allerdings nie annähernd so weit ausbreiten konnte. Sie machte im 1. Jahrhundert vor Christus persischer Herrschaft Platz. Nach dem Zusammenbruch der Mauryas und in Folge der Feldzüge von Alexander dem Großen gab es dort sogar eine kurze Indo-Griechische Herrschaft von der auch heute noch die Behauptungen vieler Bergstämme von Iskender (Alexander) abzustammen zeugt. Die Parthen und die Skythen, zwei wanderlustige Kulturen an der Grenze des römischen Reiches und die Vorfahren der Völker die wir heute als Puffer zwischen Asien und Europa sehen, drangen weiter nach Indien vor und herrschten eine lange Zeit über den Nordwesten des Landes. Diese Epoche brachte viele griechische Einflüsse nach Indien, vor allem in der Skulptur – viele buddhistische Statuen aus dieser Zeit besitzen einen deutlichen klassischen Einschlag. Satraps, weit gewanderte Herrscher aus Persien regierten damals in der geographischen Mitte Indiens. Die parthische und skythische Kultur wurde im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung von der Kushan Kultur überrannt (wobei solche Wechsel an Herrschern und Dynastien glücklicherweise sehr selten kulturelles Progrom sondern immer langwieriger Übergang und Vermischung bezeugen), die aus der selben Region stammte, aber mehr persische und starke hellenistische Einflüsse aufwieß.

  Das Kushan Reich hatte Kontakte bis nach Rom und China, spaltete sich allerdings im 5. Jahrhundert mit dem Tod des letzten bedeutenden Herrschers in zwei Hälften – die eine wurde im Nordwesten vom Sassanidenreich besiegt, die andere im Punjab von der aufkommenden Gupta Dynastie. Im Nordwesten regierten die Sassaniden und später die Kidariten als Ausläufer der Kushan Kultur während sich das Gupta Reich schnell in Nord- und Zentralindien etablierte.

  Im Gegensatz zu den Herrschern aus dem Nordwesten, die starke religiöse Diversität aufwiesen (Buddhismus, Saivismus, Jain, Hindu, Manichäismus, Zoroastrismus, Mischformen mit hellenistischem Polytheismus), waren die Gupta eine Hindu Dynastie. Nach derzeitigem historischen Stand ist über die Gesellschaft und die Herkunft der Gupta relativ wenig bekannt. Manche Historiker bringen sie mit Nepal in Verbindung, andere mit unterschiedlichen innerindischen Kasten. Sie waren religiöst tolerant und unterschiedlichste Kunst wurde unter ihnen gefördert (so entstanden beispielsweise die berühmten Wandgemälde von Ajanta und Ellora in der Guptazeit). Die Ziffer 0 und das Schachspiel werden ebenfalls den Guptas zugeschrieben, genauso wie die Niederschrift eines der berühmtesten indischen Texte, des Kama Sutra. Ebenso stammen die Yoga Sutras von Patanjali aus dieser Zeit. Man bezeichnet die Gupta Regentschaft gerne als das klassische Zeitalter für buddhistische wie hinduistische Kunst, es ist aber bis heute nicht bestätigt ob all diese Errungenschaften tatsächlich unter den Guptas oder in der Zeit zwischen den Mauryas und Guptas ins Leben gerufen wurden. Im Nationalmuseum in Delhi findet man für die Zeit vom 2. Jhdt. n. Chr. bis zum 3. Jhdt. n. Chr. Vitrine um Vitrine vollgefüllt mit geprägten Münzen. Die stellen die Hauptquelle für alle archäologischen und historischen Vermutungen dar.  

  Sowohl die Kultur im Norwesten als auch die Guptas fielen im 8. Jahrhundert den marodierenden Hunnen zum Opfer, die bis nach Zentralindien vordrangen.

  In dieser Zeit spaltete sich Nordindien, wie so oft, in eine Vielzahl von Regionalreichen auf. Im Nordwesten, in der Gegend des heutigen Pakistan und Afghanistan (Gandhara und Kabulistan) regierten Dynastien aus Zentralasien, die teilweise aber auch buddhistischen und hinduistischen Glaubens waren. Die prä-muslimische Gesellschaft der Region war scheinbar ein wilder und immer interessanter Mischkessel an Kulturen. Sie mussten sich vor allem gegen persische und türkische Herrschaftsansprüche aus dem Westen erwehren. In Nordindien war Harsha oder Harshavardhana der einzige König, der sich Zeit seines Lebens die Regentschaft über ein Reich sichern konnte, das sich von Küste zu Küste zog, aber seine buddhistisch geprägte Dynastie ging mit ihm unter. Die Gurjara-Pratiharas tauchten zum ersten Mal im 6. Jahrhundert auf und konnten sich bis ins 11. Jahrhundert erhalten, wobei sie ein Imperium schufen, dass es mit dem weitreichenden Gupta Reich durchaus aufnehmen konnte. Ausgangspunkt ihres Reiches war das heutige Rajasthan und sie stellten die letzte Bastion gegen die einfallenden muslimischen Armeen dar, wurden im 11. Jahrhundert aber besiegt. Ein Klan der Rajputen, die Solanki, begründeten eine umfassende hinduistische Dynastie in Gujarat – die Rajputen waren seit Indiens Frühgeschichte und vor dem Aufkommen der Siks der am meisten kämpferische Klan und konnten ihren Bestand gegen viele Invasoren behaupten.

   Im 7. Jahrhundert rief der Prophet Mohammed seine Religion in Mecca aus und begann noch zu Lebzeiten die Grundsteine des ersten muslimischen Reiches zu legen. Die ersten Muslimen, die in Indien als Eroberer auftraten waren die Ghaznawiden, eine türkisch-muslimische Dynastie die bis in den Punjab vorstießen, wo sie auf die Gurjara-Pratiharas trafen.

  Das Pala Reich, das in Bengalen im 8. Jahrhundert seinen Ausgang nahm, war eines der weitreichendsten buddhistischen Königreiche des Mittelalters. Es erstreckte sich von Afghanistan, bis zum Deccangebirge im Süden und im Osten bis hin nach Bhutan. Die Pala erhielten und verbreiteten die Mahayana Tradition des Buddhismus bis nach Tibet und nach Bhutan, wo man sie bis heute praktiziert. Die Pala wurden schließlich von der Sena Dynastie, einer hochkastigen Hindu-Dynastie, die in Bengalen mächtiger wurde und von den Feldzügen der Muslimen besiegt. Ihr folgte die Deva Dynastie, die als die letzte unabhängige Hindu Dynastie vor der muslimische Herrschaft gilt.

  Muhammad Ghori führte die muslimischen Eroberungen nach den Ghaznawiden weiter, eroberte Teile von Gujarat und sein General Qutb-ud-din Aibak drang bis nach Delhi vor, eroberte die Stadt und begründete das Delhi Sultanat, die erste muslimische Dynastie mit weiten Herrschaftsansprüchen über den Subkontinent. Die erste, kurzlebige Dynastie war die Sklaven Dynastie – die Ghaznaviden waren ursprünglich türkische Sklaven, die sich  durch Eroberungen ihrerseits zu Herrschern aufschwangen – danach gab es eine schnelle Abfolge der unterschiedlichsten muslimischen Dynastien, die beinahe alle in Delhi bis heute hin sichtbare Spuren hinterlassen haben. Qutb-ud-din ließ die Qutb Minar errichten, die Tuqluq Dynastie hinterließ die heute stark vernachlässigte Ruinenstadt Tuqluqabad im Osten von Delhi, and die Lodi Dynastie erinnern die Lodi Gärten und die beiden ruinösen Grabmale, die heute von jungen Paaren besucht werden.

  Ein Herrscher an einem muslimischen Hof zu sein hieß sich ständiger Gefahr auszusetzen. Das Sultanat musste sich gegen Widerstände aus dem Nordwesten und dem Süden behaupten, ebenso wie gegen Intrigen in den eigenen Reihen. Neunzehn der fünfunddreißig Sultane wurden ermordet. Eine muslimische Zentralverwaltung in so unruhigen Zeiten zu etablieren war keine leichte Aufgabe – Fragen der militärischen Macht und des Handels traten hier in den Vordergrund. Urdu, die persische Sprache und Schrift die lange Zeit als die Sprache der indischen Hochkultur galt wurde damals erstmalig eingeführt.

  Die muslimischen Sultane weiteten ihr Machtgebiet auch in den Süden, in das Gebiet jenseits des Deccangebirge aus. Das ist eine gute Gelegenheit, sich die Reiche Südindiens anzusehen, die sich aufgrund ihrer geographischen Lage beinahe unabhängig von der Gangesebene entwickeln konnten.

 

Reiche des Südens

Eine der ersten Dynastien des Südens die in Aufzeichnungen genannt und durch Münzfunde bekannt sind, sind die Satavahanas. Sie begannen als ein Teilstaat des Maurya Imperiums, konnten sich aber nach dessen Niedergang als unabhängiges Reich etablieren. Sie kämpften mit den Nachfolgereichen der Mauryas und ihr Reich umschloss das Zentralplateau im Deccangebirge, ziemlich genau in der Mitte des Subkontinent. Die Regierungsform war eine Mischung aus vedischen Riten und buddhistischen Einflüssen und ihre Existenz erstreckt sich vom 2. Jhdt. v. Chr. bis etwa 200 nach Christus. Das Schicksal der Satavahanas war das Schicksal vieler indischer Reiche – nach einer Periode der Expansion und dem Tod eines starken Herrschers war der Nachfolger schwach, die Zentralregierung brach zusammen und die Teilstaaten rebellierten.

  Weiter im Süden zeigt sich ein kulturell etwas harmonischeres Bild. Vier Dynastien, die Pandyas, die Cholas, Cheras und Pallavas, regierten die Region, die heute Kerala und Tamil Nadu umfasst. Man fasst die südlichen Kulturen für gewöhnlich unter dem Namen Dravidier oder Tamilen zusammen – ihre Kultur ist vollkommen frei von muslimischen Einflüssen und teilt sich mehr mit den Kulturen, die wir aus der Geschichte von Südostasien kennen. Ihre Herrscher waren Hindu, Buddhisten und Jain. Die von ihnen überdauernden Tempel verdienen zumeist eher die Bezeichung Skulpturen als Gebäude – wie Statuen sind viele dieser Felsentempel in einen Felshang gehauen anstatt Stück für Stück errichtet zu werden.

Bis ins 15. Jahrhundert teilten sich diese vier Dynasten die Herrschaft und das Land – wenn gekämpft wurde, so kämpften die vier untereinander. Man vermutet, dass die Pandyas, Cholas und Cheras seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. existiert haben. Im 3. Jhdt. n. Chr. gab es eine kurze Periode des Interregnums, als ein Klan aus dem tieferen Süden die drei Dynastien verdrängte und maginalisierte. Die Kalabhras, über die so gut wie nichts bekannt ist, regierten den Süden bis sie von den Pallavas und den neuerstarkten Pandyas niedergeschlagen wurden.

  Von 6. bis zum 12. Jahrhundert regierte an der Westküste die Chalukya Dynastie – man vermutet dass sie von Gurjars, der halbnomadischen Hirtenkaste, errichtet wurde. Ihre Hauptstadt war Karnataka und sie beherrschten einen Großteil des Dekkanplateaus. Dort schufen sie eine Kultur in der sich nord- und südindische Einflüsse mischten. Telugu, bis heute die Sprache Karnatakas, entwickelte eine bedeutende Literatur und viele der noch heute bekannten Tänze finden sich in Grundzügen bereits unter den Chalukyas. Ihre Herrschaft überscheidet sich mit jener der Rashtrakuta Dynastie, dere Sprache Kannada war (der Süden ist bis heute sprachlich stark unterschieden) und deren Reich sich bis nach Maharashtra erstreckte, wo sie die Höhlenmonumente von Elephanta und Ellora errichteten.

  Die Cholas überlebten weiter im Norden und tauchten erst im Mittelalter wieder auf. Sie errichteten ein neues Reich, das sich bis nach Südostasien und Indonesien zog und sich im 12. Jahrhundert auch auf Sri Lanka ausdehnte. Im 13. Jahrhundert zerfiel ihr Reich und die Pandyas nahmen die Vormachtstellung im Süden. Die Pandyas besaßen eine bedeutende Literatur, waren geschickte Perlentaucher und schufen sich ein umfassendes Handelsnetzwerk, konnten sich nach einem langen Konflikt mit den Cholas aber nur kurz behaupten bevor muslimische Truppen aus dem Delhi Sultanat (nun unter Muhammad bin Tughluq, der sich mit Tughluqabad eine der vielen Inkarnationen Delhis zum eigenen Gedächtnis errichten ließ) bis in den Süden vorstießen und die Stadt Madurai, die Hauptstadt der Pandyas, eroberten und dort ein Sultanat aufbauten. 

  Die Muslimen besiegten die geschwächten Chalukyas und die Pandyas, stießen aber in den Hosalyas auf vehementen Widerstand. Diese Dynastie schloss sich mit einigen kleineren südlichen Reichen zu dem letzten rein hinduistischen Großreich des Südens zusammen, das nach ihrer Hauptstadt Vijayanagara genannt wurde. Vijayanagara lag in der Gegend des heutigen Hampi und hielt bis ins späte 17. Jahrhundert den Widerstand gegen die Sultanate im Dekkan aufrecht.

Mogulenreich

Die Mogulen waren eine islamische Dynastie. Knapp nach der Etablierung des Islam als Religion begannen religiös motivierte Feldzüge, ausgehend aus Zentralpersien. Immer wieder stießen Armeen bis nach Indien vor und deren Herrscher, getrieben vom Ziel des religiösen Sieges (nicht immer der Konvertierung) strebten danach, ihren Machtbereich zu vergrößern. Die Dynastie, die sich schließlich in Indien festsetzte und die lokalen Herrscher besiegte, waren die Mogulen. Ihr Reich expandierte und schrumpfte, je nach dem militärischen Geschick und Drang des Herrschers, aber ganz Indien brachten sie niemals unter ihre Herrschaft. Stück für Stück wuchsen Sultanate in Indien heran, die alle zentral von den Großmogulen regiert wurden. Sie etablierten eine streng hierarchische Bürokratie und zogen ihre Steuern hauptsächlich aus einem feudalen Landbesitzersystem, wie beinahe alle Kulturen Nordindiens vor ihnen. Neben den Grenzkämpfen im Süden waren es vor allem Intrigen, die den Mogulen das Leben schwer machten.

Akbar war ein getriebener Eroberer, ein strategisches Genie, dem die Moghulen die meisten ihrer Eroberungen verdanken – seine späten Nachfahren waren dynastische Verwalter und beschwören Bilder des orientalischen höfischen Lebens herauf. Humayun, beispielsweise, war ein Kalligraph und Poet, opiumsüchtig und prunkliebend und ein Förderer der Künste und Liebhaber der Astrologie. Die meisten der bekannten Monumente entstammen der Mogulenherrschaft. Der Taj Mahal wurde von Shah Jahan, einem der Großmoghulen, zur Erinnerung an Mumtaz Mahal Begum, die Lieblingsfrau aus seinem Harem, errichtet, die im Kindsbett gestorben war. Auch Shahjahanabad, heute Alt-Delhi, wurde von diesem Herrscher errichtet. Fatepur Sikri, heute in Ruinen, wurde von Akbar als alternativer Herrschaftssitz in Auftrag gegeben.

Der Niedergang der Großmogulen kam mit der Ankunft der Briten – aber schon zuvor löste sich der Hofstaat auf. Hochrangige Berater und Militärs verließen den geschwächten Herrscher und schwangen sich auf, ihre eigenen Reiche zu beherrschen und zu vergrößern. Bestehen blieb die Dynastie bis ins 19. Jahrhundert, wenn auch mehr in symbolischer Form. Bahadur Shah Zafar II. war der letzte Mogulenherrscher. Während dem indischen Aufstand in 1857 wurde er von einem Mob kurz wieder als Herrscher über ganz Indien ausgerufen, als der Aufstand aber niedergeschlagen wurde, wurde er nach Yangon deportiert wo er wenig später im Exil verstarb.

Der Pfauenthron und der Koh-i-noor Diamant gelten als Sinnbilder der Mogulenherrschaft und des mit ihr einhergehenden Prunks. Auf ihren Flaggen war zumeist ein Fisch zu sehen.

 Der Raj – die britische Herrschaft

Die Briten kamen als eine Handelskompanie nach Indien und für eine lange Zeit hatten alle ihre Eroberungen und politischen Ränkespiele auf dem Subkontinent eine klare merkantile Linie. Von einer unabhängigen Handelsgesellschaft wandelten sich die Briten binnen weniger als einhundert Jahren in eine Kolonialmacht (dabei bedienten sie sich strategischer und wirtschaftlicher Tricks, finanzierten ihre Eroberungen durch die Annexion von Provinzen und dem Tribut ihrer Nawabs, den untergebenen Lokalherrschern) und, nach den Aufständen von 1857, wurden die Handelsgesellschaft ganz und gar von der britischen Krone ersetzt.

Zuerst waren es Briten, Franzosen, Portugiesen und Holländer, die sich in kleinen Küstenkolonien niederließen und Handelszentren aufbauten. Später begannen die Länder ihre innereuropäischen Kriege auf den Subkontinent auszuweiten und Teile Indiens unter wirtschaftliche und politische Kontrolle zu bekommen. Generell kann man sagen, dass die indischen Lokalherrscher zu einem großen Teil vor der demonstrierten Überlegenheit der Briten katzbuckelten (mit Ausnahmen der Marathas, Mysore, der Sikhs und Rajputen, die lange heftigen Widerstand leisteten und die Briten oft an den Rand einer kompletten Niederlage brachten, nicht zu vergessen die afghanischen Stämme, die den Briten schmerzlichste Niederlagen bereiteten) und die disziplinierteren Armeen ihnen einen Vorteil verschafften. Unter den Briten war vor allem die Organisation des Militärs bedeutend. Viele hochkastige Inder wurden als Sepoys in die britische Armee rekrutiert und ausgebildet – eine große Zahl der britischen Feldzüge wurden fast ausschließlich von solchen Sepoys geführt.

Die Briten in Indien waren zu einem Gutteil aus der Oberschicht und taten ihr Bestes um auf den klassischen britischen Komfort auch in Indien nicht verzichten zu müssen. Gotische Gebäude wie der Bahnhof von Kolkata oder diverse christliche Kirchen zeugen immer noch von diesem Willen die eigene Kultur im Ausland zu rekreieren. Die Charaktere der bedeutenden und mächtigen Leute im Raj waren ganz unterschiedlich – manche waren Karrieristen oder Militärs und sahen den Posten in Indien als eine Möglichkeit sich zu brillieren, andere waren ernsthaft an der fremden Kultur interessiert und arbeiteten auf eine kulturelle Koexistenz hin, andere hielten die Überlegenheit der Europäer für eine unbestreitbare Tatsache und wieder andere „went native“, konvertierten mit Mann und Maus und wurden Muslime.

Der Raj blieb offiziell bis 1947 bestehen, bis der innerpolitische Druck in Europa zu groß wurde und die Kolonien finanziell nicht mehr tragbar waren, aber schon zuvor war klar, zu einem großen Teil durch die Bemühungen von idealistischen Politikern wie Mahatma Gandhi, Motilal und Jawaharlal Nehru und Muhammad Ali Jinnah, dass Indien mehr als bereit für die Unabhängigkeit war. Man wurde sich in Indien zusehends der Rolle, die England in der Welt spielte bewusst und sah, dass die Macht der Eroberer an allen Ecken begann zu zerbröckeln. Die machthabenden Briten in Indien hatten sich seit dem 19. Jahrhundert vollkommen von den Einheimischen isoliert und versuchten krampfhaft eine europäische Infrastruktur zu errichten. Viele ihrer Bemühungen waren sicher zum Vorteil der Inder, aber heute weint niemand mehr dem Raj auch nur eine Träne nach.

1947 – Unabhängigkeit

Spannungen zwischen Muslimen und Hindus dominieren die Jahre vor der Unabhängigkeit. Muhammad Ali Jinnah wird zum Rädelsführer der muslimischen Interessen und verlangt einen muslimischen Staat – Pakistan wird konzipiert und unter enormen Schwierigkeiten geboren. Schon im 19. Jahrhundert hatten die Briten unter Gouverneursgeneral Dalhousie versucht Bengalen in eine muslimische und eine hinduistische Hälfte zu teilen – die Teilung musste nach erheblichen Unruhen zwei Jahre später wieder aufgehoben werden. Nun aber fielen die Briten als Kontrollmacht ganz aus dem Bild, zeichneten aber trotzdem die Grenzen zwischen den beiden Staaten. Ein weitaus größeres, weitaus riskanteres Projekt. Als die Partition, die Teilung, schließlich fast abrupt ausgerufen wird, stürzt ganz Nordiniden ins Chaos – Muslime reisen überstürzt aus Delhi und aus dem Punjab Richtung Nordwesten, Hindus und Sikhs flüchten aus dem Sind nach Delhi und in den Punjab. Eine Unmenge an Blutvergießen zwischen Muslimen und Hindus war das „Abschiedsgeschenk“ der Briten.

Viele der Probleme die Indien heute noch plagen (Muslim/Hindu Spannungen, der Kashmir Konflikt) lassen sich genau auf die Partition zurückführen – sie ist der Punkt an dem indische Geschichte plötzlich lebendig und voller spürbare Konsequenzen wird.

Mohandas Gandhi gibt den Indern durch seinen unbeirrbaren Idealismus die ideale Figur sie durch das Chaos der Teilung und die Neugeburt ihrer Nation zu führen. Schon bei dem Kampf um Unabhängigkeit hatte er mit seiner Idee von satyagraha, passivem Widerstand, eine Schlüsselrolle gespielt, die ihm den Namen Vater der Nation einbrachte. 1948, ein Jahr nach der Unabhängigkeit, wird er von einem muslimischen Attentäter erschossen.

Taking a Break

A break from Asia or Travel related topics, because I’m back in the world where my fascination with photography came from: cinema.

Very rarely film becomes something more than entertainment – it becomes a carrier of a mental state or an emotional transformation, an apotheosis, for the viewer. It manages to transport you so clearly to a different world, gives you insight into a different soul or make you experience an emotional state so lucidly you think it was your own…this is what a good film means to me and does to me – it’s a little more than entertainment or diversion…or maybe a lot more.

I love films and movies. I have done so since I was a kid, dreaming to direct my own films one day. I suppose one can learn all about structure and technical aspects, but one can also just go ahead and make a film. Like many people I can view films in my head if I focus…stories and images simply appear…learning to make a film can also be about developing a clear focus for this internal cinema.

But what I want to do here is to name and number a few of the films that have touched me, left a lasting impression on me…for one thing I want to remember them…for another thing, it might be interesting to other people who don’t know what sort of gems are waiting “out there”…Enjoy.

There Will Be Blood

Paul Thomas Anderson’s movie has something beyond literary about it…a feeling that no book, no play can quite capture. Daniel Day Lewis’ performance is – as so many people have said – spectacular, primal, fierce and commanding…one man who swallowed all the human demons and lived.

The Assassination of Jesse James

Not so well known, but one of my absolute favorites…a film about the construction and deconstruction of a dream and a legend…this is a book come alive – I can read the characters and their nuances like I would in a novel…the cinematography is beautiful and the soundtrack by Nick Cave and Warren Ellis has to be one of the best pieces of music in modern film…still gives me goose-bumps.

Khadak

A Mongolian film about a young man facing his shamanic initiation in a broken world. Stunning, changing, but hard to understand unless you have a good imagination or a bit of background knowledge. Has excellent music by Altan Urag.

Princess Mononoke

I could put almost any Miyazaki film here…but Princess Mononoke is the one I saw first and it created a new world of imagination for me. Nuanced characters with understandable and relatable motives, gorgeous animations and one or two scenes that leave me stunned each time (Ashitaka rescuing San, for example).

Stalker

It needs time, patience and your imagination, but this quiet film will lead you on a journey that is far better than any opulent CGI overload. Three men, all of them want one thing – to flee their grim, industrial and hopeless city for the Zone…a Stalker can take them there.

Mulholland Dr

David Lynch…well, once more I could choose any of his films (or Twin Peaks), but this one gets the nod because of the Diner scene where a man lays out his nightmare in the clearest possible detail only to have it become real a minute later…scary and surreal as hell.

Twilight Samurai

An introspective samurai period film of the highest order and the second (and best) part of a loose trilogy…in Japanese filmmaking tradition the characters convey so much without words and quiet scenes are filled with tension. The fights, few as they are, are tense, short and impactful, but the mood is strong and the story of an aging samurai who has to leave his family to fight once more out of duty is immensely powerful.

Apocalypse Now

This is a clear and simple descent into hell, both mythic and powerful.

Tree of Life

Terrence Malick is another director whose movies I love…Tree of Life is not a film that grabs you, but it unfolds before you, allowing you to see the moments, enjoy or suffer them and take whatever you wish from them. This is what life feels like…

Apocalypto

I hope Mel Gibson manages to make his strange Viking epos one day, because Apocalypto – while having some up-the-ante scenes that I could do without – is powerfully primal and effective, transforming the world in front of you into a bloody, mythic reality.

The Color of Pomegranates

It shows how differently one can make films, far away from any sort of realism, but creating a poetic, vivid spectacle of scenes and symbols that brings to live a legend.

Walkabout

Nicolas Roeg creates a meditative, magic-realist story about just how foreign our own reality is when faced with the journey of a young Aboriginal man on walkabout.

Rescue Dawn

This one just stands for many Werner Herzog films, about insane adventures, the ability to live and to chase ridiculous dreams. Forget the American war rhetoric and the ending – the real movie is Dengler’s struggle with the jungle and the prison camp.
I could go on, but I have probably already taxed people’s patience…more to come another time. Have fun finding new movies.

Socioeconomics and Solidarity Economy

 

After writing an earlier and rather angry article about the way poverty is perceived in the West, I’d like to look at some of the actual remedies that are being used in India…this is more about concepts that about examples. Anyone who is interested in knowing more can have a look at Wolfgang Bergthalers (and formerly Stefan Meys) Website indische-wirtschaft.de which deals with startups in India as well as a broad analysis of Indian versus Austrian mentalities and ways of making business.

Solidarity Economy is a concept that anyone on this world should have a look at. We can no longer work entirely growth-oriented and entirely profit-oriented. Sustainability is an overused and eroded word today, but I think its original meaning conveyed something like creating a system which is capable of taking care of itself. A system which is flexible and which can be adapted to situations because situations do neither conform to a system nor are they solved by trying to make them conform to a system.

Usually the distribution of a product begins like this: you have to create the need for it. Manufacture it. Out of thin air (and hot air). Now that in itself is a deeply perverse thing in a global society with so many needs. We simply create more needs, distracting needs, unnecessary and ultimately harmful needs instead of focusing on the basic necessities and attempting to fulfill them.

We have to create structures that do not create new markets, but allow those markets to adapt to circumstances. We have to understand people not in order to manipulate them more efficiently, but to actually fulfill their needs. For this you have to understand a few things:

You can run a business that has a primarily social objective.

You can run a business that balances social, economic and environmental responsibilities.

You can offer products for people who have barely any disposable income – those products, however, need to be tailor-made to fulfill those people’s needs.

Those are all generalities. Let’s take the story of SELCO, the Solar Electric Light Company of India. SELCO provides rural communities with easily affordable solar panels. Their main focus is not on a nicely designed, state of the art product that can be sold for the best possible price (the best possible price meaning the maximum possible profit for the vendor). It is on integrating their product with the part of society that it is made for. It is on listening to the needs and possibilities of people and to make their life easier.

Disposable income equals trash money, money spent on valueless, glossy products. We buy because we have a low self-esteem and we are encouraged to buy to increase our status and self-esteem or to escape from our self-imposed and limiting self-image.

There are similar trends in India, among the middle-class, and of course nobody is completely free from spending their money on impulses – alcohol, sweets, cigarettes, magazines etc. But India has another market – low income families, rural communities, people living very near the poverty line and in many cases below it. How much money is necessary to live a humane and satisfying life is a hard question to answer. Is it enough to have a roof above your head, three meals a day and a bed to sleep in? Or do we need to choose from seven different kinds of insulations, the cuisines of seven continents and seven silken pillows for our weary heads? Low income is an arbitrary and temporal value, but for our purposes it is enough to say that those are people without savings who live from their daily work.

This is important because many Indians have no concept of saving money. What is there needs to be spent, today if not tomorrow. It is easier to calculate with short-term budgets – a woman-shopkeeper investing in solar panels could not afford to repay 300 rupees a month but she decided she could manage with a repayment of 10 rupees a day. She calculates in daily expenses and was paying 15 rupees a day for gasoline cans. 300 rupees were never available in one big pile, but 15 rupees were. In this way she managed to afford something which was – or so reason would argue – way above her price class without disappearing in a black hole of debts.

Debts have become currency in our economy and are – literally – a form of ownership. People barter debts, speculate on debts, find ways to increase debts in order to increase their value to them. We experience the feeling of being owned by someone if we owe them something. The control, however, should not be exclusively with the person giving the money but should be shared with the person receiving the money. A bank or a money lender should also be aware of his own responsibility in not giving out credits he knows are impossible to repay. There is a social responsibility that comes before any responsibility to business and this social responsibility creates – ideally – a socially responsible economy.