Eine Bildanalyse ist interessant und wichtig für Fotografien, weil man feststellt, wie viele Elemente ein gutes Bild hat und wie wenige davon man bewusst wahrnimmt. Je mehr man beginnt über solche, augenscheinlich unwichtige, Details nachzudenken, dest stärker fließen diese Fragen und Möglichkeiten ins eigene Denken und Schaffen ein.
Bei einer Bildanalyse stellt man sich immer zuerst einmal die Frage: Was macht die Wirksamkeit des Bildes aus?
Was ist das Gefühl? Eine skurrile Form des Alltages? Gegensätzlichkeit? Unsicherheit? Gleichgültigkeit? Humor? Verspieltheit? Gefahr?
Es schwingen hier eine Vielzahl von Gefühlen und Eindrücken mit.
Der visuelle Aufbau und die Komposition des Bildes ist exzellent. Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund sind klar definiert, überschneiden sich teilweise sogar, und tragen alle auf ihre Art zur Geschichte des gesamten Bildes bei.
Der Vordergrund und das dominante visuelle Element sind die Beine der beiden Jungen, die vom Panzerrohr baumeln. Sie wirken ominös und verspielt. Die Kampfhandlungen sind vorbei, aber der Panzer ist immer noch hier. Man kann darauf spielen, aber er könnte jederzeit wieder losfeuern.
Die Frau in der Sonne stellt den Mittelgrund dar und verankert das Bild. Wir versetzen und am Ehesten in ihre Rolle, weil wir ihr Gesicht sehen können. Sie wirkt zugänglich. Der Schatten des Panzerrohrs und der Beine fällt auf sie – das dient zum einen als ein interessantes visuelles Element, das Vordergrund und Mittelgrund miteinander verbindet, ist aber auch Teil der ominösen visuellen Sprache. Der Panzer – Zerstörung – ist in ihre Welt eingedrungen, wirft buchstäblich Finsternis auf sie.
Der Hintergrund ist wieder zweideutig. Die Menschen auf den Rädern und zu Fuß scheinen ihrem Leben nachzugehen, ganz ohne Drama und Spannung, aber die Häuser hinter ihnen sind Ruinen, komplett zerstört.
Alles kommt wieder zusammen in einer sehr bedrückenden Balance.
Nachtweys Absicht ist eine klare Geschichte zu vermitteln. Klar in der visuellen Sprache, komplex in der emotionalen Reaktion.