Still Shiva dances…

The first part is the German version of the article – please scroll down for an English translation.

Er beschmiert seinen Körper mit Asche, lässt seine Haare zu Knoten verfilzen und sein Ziel ist tapas, Hitze, geistige Kraft mit der er die Realität formen kann. Er meditiert vor Flammen, in eisigen Flüssen und auf Gräbern. Die Gesellschaft kann ihm gestohlen bleiben. Er findet seine Freunde in den Geistern und Göttern, die zahlreich über diese Erde ziehen.

Der Sadhu. Der Weise in der safranfarbenen Robe, der heilige Bettler. Einer der faszinierenden Archetypen Indiens.

Sadhus sind verehrt, gefürchtet. Sadhus können politische Macht haben, im Fernsehen gleich den amerikanischen Televangelisten auftreten, oder in kleinen Schrebergartenhütten in Rishikesh wohnen (angenommen ein Schrebergarten hätte als Dekorationen Chillums – Haschpfeifen – und   menschliche Schädel anstelle von Gartenzwergen). Sadhus können angsteinflößend sein, primitiv, schrullig. Sadhus können Betrüger sein – Kriminelle, die sich die Roben überwerfen, weil sie hoffen der Verfolgung so zu entgehen. Sadhus können Wildhüter sein, Seelsorger, Beamte, Wilde.

Viele Inder entscheiden sich, am Ende ihres Lebens die sozialen Zwänge hinter sich zu lassen und allem an Geld und Besitz zu entsagen um sich auf den Tod vorzubereiten; eine Art von Hardcore Pensionierung – auch diese Menschen sind Sadhus, heilige Pilger auf dem Weg ins Jenseits.

Manche entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Gründen, schon sehr jung Sadhu zu werden. Vielleicht weil sie eine innere Stimme leitet, vielleicht weil sie von ihren eigenen Eltern verstoßen und in einer Sadhugemeinschaft aufgewachsen sind. Viele von ihnen stellen diesen Archetypen dar – der Mensch, der seine äußere Hülle vernachlässigt um das innere Feuer zu pflegen.

Diese klassischen Sadhus sind eine extreme Form von Shaiviten, Anhänger von Shiva, dem Vollender des vedischen Triumvirates. Ihr Äußeres ist ihrem Gott nachempfunden. Zu vielen Festen begegnet man blau angemalten Figuren, die mit Dreizack und intensivem Blick durch die Menge schreiten. Auch diese Männer spielen die Rolle von Shiva.

Shiva ist ein exzessiver, arroganter und emotionaler Gott. Seine Macht steigt ihm oft zu Kopfe und entlädt sich dann in einem furchtbaren Tanz aus Zorn – einem Vorboten des Nataraj, dem Tanz, der laut Legende die Welt zerstören wird. Wenn ein Inder, der die Göttergeschichten kennt und schätzt, von mächtigen Menschen hört, die Selbstkontrolle verlieren und sich in Destruktivität verlieren, weiß er dass da Shiva am Werk ist. Die Götter funktioneren als das, was wir in der westlichen, rationalen Mentalität als Psychologie verstehen.

So dürfen sich Shaiviten auch oft schamlos im Zorn ergehen. Natürlich ist es nicht gern gesehen, wenn man sich im Zorn entlädt und materielle und emotionale Zerstörung anrichtet, aber man ist sich bewusst, dass in der Zerstörung der Kern für den Neuaufbau und Neubeginn steckt. Also ist so etwas auch auf menschlicher Ebene gesehen kein Grund zur Verzweiflung – es ist einfach Shivas Tanz.

Shaivismus ist weit verbreitet in Indien und hat wie viele Religionen mystische und praktische Ausformungen. Zu den mystischen zählen die Verkörperung der Gottheit durch Gläubige und die Akzeptanz der Welt und Gottheit als etwas Ungreifbares. Die praktischen Ausformungen sind unter anderem Feuerrituale und der Shiva Lingam, der penisförmige Altar, der sicher jedem Indienbesucher schon unter die Augen gekommen ist. Er steht für Liebe und auch sexuelle Kraft als die unsichtbaren  Formen, die die Welt zusammenhalten.

Der shaivitische Sadhu stellt eine körpergewordene Erinnerung an das Göttliche dar. Sein Ziel ist in vielen Fällen die Wahrnehmung der Welt, ohne Grenzen. In manchen Fällen – die shaivitischen Schulen haben sich in den Jahrhunderten ihrer Existenz oft gespalten und umgeformt, besonders nach der Entstehung und Verbreitung des Buddhismus – hat er ein weltliches Ziel, in anderen ist sein Ziel rein göttlich. Manchmal ist er ein alter Mann, schwach vor seiner eigenen Sterblichkeit, manchmal ein Gott.

Aus einer westlichen Perspektive ist man vielleicht geneigt, das als Schwachsinn abzutun. Allerdings haben auch die Vernunft und der Intellekt ihre Grenzen und man sei geraten, solche Menschen als Erinnerungen anzusehen, dass das Leben über die Grenzen des menschlichen Sozialgefüges hinausgeht und dass die Verpflichtungen, denen wir Tag für Tag gegenüberstehen ultimativ doch nur ein winziger Teil des Ganzen sind.

His body smeared with ash, his hair knotted and dirty – his aim is tapas, divine heat and power of the mind, strong enough to shape reality. He is meditating between fires and in the icy currents of mountain streams. Society means nothing to him. His friends are the spirits and the gods that roam this earth in their vast numbers.

The Sadhu. The wise man in the saffron robe. The holy beggar. One of the most fascinating archetypes of India.

Sadhus are as venerated as they are feared. Sadhus can be politically powerful. They can appear – like American televangelists – on their own TV channels. They can live in small summer cottages in Rishikesh like content pensioners with a penchant for the occult. They can be fearsome, primitive, slightly loony. They can be fakes – criminals who don the robes to escape from custody.  Sadhus can be rangers, pastors, clerks or wild men.

Towards the end of their lives many Indians decide to shrug off the demands and duties of social life, to forsake all their wealth and their possessions in order to prepare for the end of their lives. A kind of hardcore retirement. These people, too, are sadhus; holy men on a pilgrimage to the beyond.

Some decide, for a variety of reasons, to begin this path when they are very young. Perhaps they are guided by an inner voice or perhaps their own parents threw them out and they found solace with a group of sadhus. Many of them invoke this archetype – the human who neglects his outward appearance in order to feed the inner fire.

Those classical sadhus, half-naked, dirty, are an extreme Form of what is called Shaivites. They are followers of Shiva, the divine terminator of the vedic triumvirate of Brahma, Vishnu and Shiva. Their outward appearance is an impersonation or transformation of their god. One can meet them at many festivals, striding through the crowd, their bodies painted blue, carrying a trident and a piercing gaze. Those men, too, impersonate Shiva.

Shiva is an excessive, arrogant and emotional god. Quite often he finds himself incapable of controlling his strength and unloads in a terrible dance of anger and wrath – a precursor of the Nataraj, the dance that, legend tells, will destroy the world.

Whenever an Indian who values the old stories hears tales of powerful people losing their temper and becoming destructive, he knows that Shiva had a hand in this. The tales serve as something that rational Western thought would call psychology.

Shaivites often are allowed to indulge in their wrath without shame. Of course it is not a pleasant thing to witness another explode in anger and wreak material and emotional havoc, but one is aware that each act of destruction sows a seed of rebuilding and means a new start. As such those acts are accepted, quite plainly, as the dance of Shiva.

Shaivism is widespread in today’s India and like many religious movements it has a mystical and a practical aspect to it. The mystical aspect incorporates the fact that a believer can become the god and the acceptance that both the world and the god are impersonal. Practical aspects include old fire rites and the shiva lingam, the penis-shaped altar. It symbolizes love and also sexual strength as the invisible forms that hold the world together.

The shaivite sadhu is a corporeal memory of the divine, the god momentarily made flesh. In many cases his goal is the perceive the limitlessness of existence. In some cases – shaivite schools have been subject to many changes and schisms, especially after the rise of Buddhism – he has a worldly aim, in other cases his aim in life is completely divine. Sometimes he is an old man, frail before his own mortality, in others he is a god.

From a western perspective one may be tempted to call it all nonsense. But like everything else reason and the intellect have their limits and it is advisable to consider such people as reminders that life goes far beyond the limits of the human social weave and that all the duties that we face on a day to day basis are only a tiny fragment of everything that life can be.

Tenzin und der Wunsch nach Europa

Dieser Eintrag setzt die Geschichte fort, die ich mit “Der tibetische Bettler” begonnen habe. Unerwarteterweise (wie eigentlich alles in Indien) komme ich meiner Absicht mehr über die tibetische Exilkultur zu erfahren näher.

Ich wunderte mich mehrere Tage darüber, wie ich so etwas am Besten angehen könnte. In der Zwischenzeit besuchte ich ein paar der Mughal Ruinen, recherchierte die Geschichte der Stadt so weit mir das möglich war und machte ein paar Fotos. Ich war in einer der schlimmsten Hitzeperioden der vergangenen dreißig Jahre in die Stadt gekommen. Das machte jegliche Erkundung schwierig. Für zwei Tage kletterte der Thermometer sogar bis an die fünfzig Grad Celsius Grenze. An solche Tagen konnte man nur im Bett liegen und mehr oder weniger sanft vor sich hin schmelzen. Am Nachmittag, meistens hungergetrieben, erhob ich mich trotzdem und nahm die Metro in die Stadt. Dort fotografierte ich für ein paar Stunden, wanderte in der relativen Ruhe der alten Monumente herum oder setze mich in ein dunkles, gekühltes Restaurant und aß ein paar Bissen.

Es war sehr interessant die Mogulenvergangenheit der Stadt näher zu erkunden und die verblüffende Speichelleckerei des Gandhi Museum zu erfahren, das mehr dem Schrein eines Heiligen glich als einem Museum. Delhi besitzt auch ein vernachlässigtes, aber trotzdem fabelhaftes Nationalmuseum. Das alles half mir meine Tage sinnvoll zu machen, aber ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich meinen Plan mehr über Majnu-ka-tillas Bewohner herauszufinden, verwirklichen sollte.

Eines Abends aber war mir das Schicksal hold. Ich saß in einem Internetcafe und las gerade vom Absturz der Maschine des polnischen Präsidenten Kasczinsky und schrieb einigen polnischen Freunden, die von der Tragödie ziemlich getroffen waren, als mich ein junger Tibeter ansprach. Es tut ihm leid mich zu stören, aber er suche nach jemanden, der ihm helfen könnte Formulare für einen Visa-antrag korrekt auszufüllen. Die Formulare waren auf Englisch und weder er noch seine Freunde waren sich ganz sicher und einen Fehler zu machen würde heißen, das Ganze noch einmal machen zu müssen und viel Zeit zu verlieren. Ich zahlte schnell und war sofort draußen. So lernte ich Tenzin kennen.

Tenzin war kaum so lange in Indien wie ich selbst. Einige Tage davor war er aus Nepal, wo er als Englischlehrer in einer Schule in der Nähe von Kathmandu gearbeitet hatte, nach Delhi geflogen. Befreundete lamas, tibetische Mönche, hatte ihn gerufen. Sie waren auf eine buddhistische Konferenz in die Slowakei eingeladen worden und brauchten einen Übersetzer. Tenzin hatte Erfahrung darin. Drei Jahre zuvor hatte er eine ähnliche Gruppe nach Ungarn begleitet und für sie übersetzt. Jetzt stand ich mit ihm und zweien der Mönche vor dem Internet Cafe und sie beschrieben mir die Lage. Die beiden hatten noch nie um ein Visum angesucht, waren selbst kaum zwei Tage hier, waren noch nie in Europa. Alles was sie an Nervosität zeigten, war ein gelegentliches unsicheres Lachen. Sie warteten auf den Head Lama, ihren spirituellen Vorgesetzten, der wohl mehr über die Organisation wusste. Aber bis der hier war brauchten sie ihre Visas.

Kann so schwer nicht sein, denkt man, irrt sich dabei aber gehörig. Zuallererst einmal haben Tibeter strikt gesehen keine Pässe. Offiziell existiert Tibet nicht mehr. Die Tibeter haben entweder, wie die beiden Mönche, Registrierungskarten des Staates Indien, die sie als Flüchtlinge mit temporären Staatsrechten ausweisen oder sie haben, wie Tenzin, einen nepalesischen Pass, den manche auch unter falschem Namen führen. Um jetzt ein Schengen Visum zu bekommen brauchen sie diesen Pass, eine Einladung von einer Person aus dem Zielland, Kontake im Zielland, ein gültiges Hin- und Rückflugticket und Nachweis darüber das alle ihre Kosten während des Aufenthaltes in diesem Land gedeckt sind.

So weit, so gut. Tenzin und ich trafen uns mehrere Male in Restaurants und Hotels um alle Formalitäten zu klären und die Formulare so korrekt wie möglich auszufüllen. Sie hatten offizielle Einladungen, alle Rechnungen waren gedeckt. Es schien alles zu stimmen. Ich war jetzt selbst auch nicht sofort überzeugt, dass alles was mir Tenzin erzählte absolut wahr wäre. In Indien, so habe ich während meiner Aufenthalte gelernt, ist es gut jedem und allem mit einer Initialdosis Misstrauen zu begegnen. So lange man sich davon nicht überwältigen und blenden lässt…eine Wissenschaft an sich. Ich unterhielt mich viel mit Tenzin, zum einen weil ich ihn kennenlernen wollte, zum anderen weil ich auch genug Vertrauen aufbauen wollte, dass er mir bei meinem Vorhaben helfen würde. Er war ein sympathischer und offener Mann, zwei Jahre jünger als ich. Sehr impulsiv und oft auch unverantwortlich, für meine Begriffe, aber ich durfte bald lernen, dass das was wir als Verantwortlichkeit bezeichnen im tibetischen Rahmen nicht wirklich existiert. Er hatte seine Arbeit in Kathmandu aufgegeben und sein ganzes Geld für den Flug nach Delhi ausgegeben. Kein Nachdenken darüber, wie und wo er leben sollte, wie er essen würde. Er lebte sehr spontan – wenn Geld da war, wurde es ausgegeben. Wenn kein Geld da war, dann wurde nach Möglichkeiten gesucht Geld zu machen.

Bekanntschaften waren natürlich eine Art zu Geld zu kommen. Vor allem westliche Bekanntschaften. Die meisten Freundschaften und Bekanntschaften mit Indern oder Tibetern kommen irgendwann zu dem Punkt an dem man nach Geld gefragt wird. Man kann das jetzt sehen wie man will. Wird man aufs Widerlichste ausgenutzt? Wir man nur als wandernde Brieftasche gesehen? Oder ist man eben der reiche Freund, den man um Geld fragen kann weil er es hat? Es passiert genauso bei Tibetern untereinander…wenn einer Geld hat, ist das das Schlimmste was ihm passieren kann. Alle bitten ihn ununterbrochen um Unterstützung und es wird erwartet, dass er beim Essen einlädt. Persönlich will ich, das solche Freundschaften über Geld hinausgehen und habe im Laufe der Zeit einen etwas asiatischeren Zugang zum Geld entwickelt. Wenn ich habe, gebe ich. Wenn nicht, muss ich genauso arbeiten oder bitten.

Das Geld ist ein Knackpunkt für viele. Ich habe unzählige Konversationen darüber geführt und ebenso unzählige Beschwerden gehört. Die Inder betrügen, die sehen einen nur als wandelnde Geldbörse. Vor allem von Menschen, die mit hohen spirituellen Idealen nach Indien kommen oder humanitäre Arbeit mit Tibetern leisten wollen – viele werden enttäuscht, desillusioniert und kommen mit der Überzeugung zurück, dass sie dort nur ausgenutzt werden.

Man muss sich hier die Realität der Menschen vor Augen halten. Sicherheiten gibt es in Indien keine, außer man besitzt Geld. Von den vielen Menschen in den Tempeln betet ein Großteil sicher immer wofür? Für Geld. Indien hat nicht eine, sondern zwei Gottheiten, die für Geld und finanziellen Wohlstand zuständig sind. Lakshmi und Ganesha.

In Zahlen: Mehr als neunzig Prozent der Inder haben keinerlei finanzielle Versicherung. Sie leben von ihrer Hände Arbeit, oft von Tag zu Tag. Jemand, der in diesem Umfeld eine Gelegenheit mehr Geld zu machen verstreichen lässt, dem ist nach dem allgemeinen Urteil nicht zu helfen.

Image Selection V – Life in the Mountains

Ki, the village at the foot of Ki Gompa, consists of little more than a few houses. The valley and the gompa, especially when it first comes into view are spectactular and breathtaking.

This young lady is a proud inhabitant of Ki. She played with mud, a few toys and a bit of water, utterly undisturbed by the white man who took her picture.

One of many of the venerable ladies of Nako, who took care of the old temple and cooked a meal for themselves and their two foreign visitors. This is the kitchen in the courtyard of the temple.

The old temple of Nako, freshly whitewashed by the villagers.

Click to enlarge.

Copyrighted by Sebastian Buchner. No use or reproduction without my permission. Thanks.

Kashmir and civil war

Since the partition the situation in Kashmir has been problematic. The population is predominantly Muslim and during the Partition, which meant to create a Muslim and a Hindu state, Pakistan and Hindustan, the Himalayan regions were given the choice where they wanted to belong. The Kashmiri ruler, a Muslim who relied heavily on Hindu support wavered and finally decided to join India, even though the majority of Kashmiris were Muslim. He was counting on large-scale support from India, but when the Pakistani army began to move across the border, that support never materialized and he fled. Ever since then the border is heavily contested, opposing armies have been launching mortars at each other for thirty years and more. Sometimes there are heavy skirmishes. It has become a political point now, since neither country can safely concede anything without losing face. Of course losing face is a laughing matter for the people who really suffer and have suffered through two generations – the people and villagers of Kashmir. What is a matter of words and economics in Delhi and Karachi, is a matter of blood in Kashmir. The estimates about how many people have lost their lives in the conflict escalate into the tens, maybe hundreds of thousands.

In 1989 a large group of Muslim separatists began to revolt against New Delhi and Indian rule in the province. It seemed only natural to revolt against a country where Muslims are a minority that is hated by a large part of Hindus. Unwilling to lose the province, New Delhi began to send in soldiers. The army was now no longer just fighting Pakistani military, but separatists from their own country. The result is an ongoing conflict without answers and without much hope for resolution. The separatists demand a Muslim state, either independent or as part of Pakistan. India has traditionally taken a hardliner approach to such demands, reasoning that if you give in to one, others might follow. It is an old and unresolved fear about the cohesiveness of India, which despite assurances to the contrary is not a given. There have been many separatist movements, especially in the border region with Pakistan and the ongoing obsessions about the border and the border regions from both sides show the fear of instability.

For the people of Kashmir instability is not a fear as hasn’t been for a long time. It is a way of life. People can be abducted and killed for no reason at all, by Muslim separatists and their supporters or by the Indian army. They are caught between two powerful groups and their paranoia and fear of each other with almost no way out. Recent reports about unmarked mass graves found near villages confirm suspicions of massive, hushed-up war crimes.

In India Kashmir is often excluded from debate. To even bring it up makes you a pariah and a non-nationalist. Can you not look at the achievements instead?

Maybe it is a leftover of the British authorities that they drew the borders and left the Indians to sort out the problems – almost all the regions where massive problems are ongoing until this day show where the geographic and socio-political scalpel of the Partition and previous exploitation has cut deepest.

India is Anna. Anna is India.

India is Anna. Anna is India.

A large number of supporters rally behind this slogan. It spearheads the Anti-Corruption bill known as the Jan Lokpal Bill. Anna Hazare, the 74-year old activist leading the movement and the protests for the Jan Lokpal, has achieved support in unexpected and somewhat frightening numbers. Two hunger strikes, publicly and cleverly staged, one in June 2011 and another started last week, are his weapons. He threatens to fast himself to death unless the bill is passed.

The Jan Lokpal Bill proposes as its main thrust to create a super-policeman, an ombudsman, to supervise the government and to have powers of jurisdiction over them. It is an attempt to curb the corruption inherent in the Indian government and has sparked wide debates about both the bill and the nature of corruption in India.

Supporters cite the insufferable circumstances. The government literally doesn’t work without bribes and many aspects of the country are run by NGOs, semi-private enterprises, religious institutions or by organized crime syndicates, often with equal or surpassing efficiency. The Anti-Corruption Bill would, so they hope, make their lives easier and create advantages for them. It is a bill that seems custom-made for the burgeoning Indian middle class, the urban and well-off for whom the baksheesh system is an unfortunate by-product of backwards India they would like to shake off.

Some supporters state that it is an imperfect solution, but better than nothing and cite the unprecedented support as a sign that something needs to change, other seem to support it as a good cause, without giving much thought to the ripples such a change might effect.

Opponents of the bill range from the absolutely cynical to very valid, because realistic counter-arguments that an ombudsman or a small council with powers of an ombudsman would only create a second authority structure which has to be bribed in turn. Baksheesh for the government and baksheesh for the anti-corruption office.

More seriously it would create a very dangerous power structure whereby actual power would lie in the hands of very few, almost a step back from a republican system to a dictatorial system. India’s favourite step-child Arundhati Roy argues additionally that the Jan Lokpal Bill does not cover the media or large corporations and would serve as yet another step to divest the government of power in favour of those two quasi-demonic entities.

Meanwhile the Indian government is in a bit of a quandary. Prime Minister Manmohan Singh, not known as a man of decisive actions, has asked Hazare to stop his fast in order to debate the bill anew. That Anna Hazare actually fasts to the death is very unlikely. That he is a savior for India seems equally unlikely. Yet he may effect some lasting change, for good or ill.

You are advertisement – the West’s Art of the Scam

You are advertisement.

Something that most facebook users have long since accepted becomes routine in most internet ventures. Clicks and views are virtual currency and, above a certain volume, actual currency. The user is the viral carrier of advertisements.

It seems like the drug dream of an advertising executive. Everyone can be stickered with ads now. Everyone can be persistently chased by intelligent advertisement. It is less stylish but just as devious as the scene from Minority Report where everyone entering a store is immediately beset by a holographic hostess. Some ads even speak or blare music at you until you find the (often viciously displaced) X to make it – temporarily – disappear.

But, make no mistake, you are advertisement. And you are entirely complicit in it. You helped create the virus that you carry.

Using social media one no longer transfers information, but becomes, both actively and passively, a transmitter of advertisements. You might passively advertise your life-style or your work or your taste in movies, restaurants or video games. You might actively advertise, sending out interesting links or actually advertise your work. In the language of many bloggers “content” actually “masks” the intent: garnering precious page views.

I was briefly writing for an online article platform that will remain unnamed (no free advertisement here). In order to achieve page views one had to study the market and pick a topic that would generate a high number of clicks, aka something that everyone is interested in. In the long run this led to a slew of articles designed only to generate page views – one began to write not thinking of how to satisfy the audience but how to adhere to the limitations of search engines. One literally became a trained monkey hitting away on the typewriter, hoping but not really caring to churn out something worthwhile. One was asked to write a lot, not to get better as a writer but to create “content”. If one publishes a large number of articles it becomes more likely for the search engines to pick one up – casting those strange mindless algorhythms in the roles of highly undiscerning editors. What the content was didn’t really matter. There were people checking it for errors and typography, but they were badly paid editors who, if one was lucky, were dutiful or, if one was unlucky, internet cholerics. It was up to the user to create something worthwhile or something filled with “content”. One also had to pick one’s field, niche or genre, in a communistic version of a newspaper office. If one picked an “uninteresting” niche there was little to no chance of ever achieving a high number of page views. An interesting niche equaled the front page news of an actual newspaper, but since it was created “democratically” it ended up entirely middle class without exciting or offbeat points of view. The intent was to create something between a newsfeed and Wikipedia, but most of the articles were culled from either various newsfeeds or badly digested Wikipedia articles, offering the depth of a puddle after gentle spring rains.

The most perfidious thing about it, though, was that it was in the best interest of every user to advertise their articles by themselves to create more page views. Of course by doing so they were advertising the site. The site had thereby created a host of people who were both unpaid writers and advertisers, since only those who wrote thirty articles and more a month actually stood any chance of gaining any money from it.

The process, of course, mimics the rise of an intern to a full-time journalist with all the hurdles inherent to it. But it is mimicry, because the message boards were full with messages of people who like exhausted workers kept asking each other if any of them had ever been paid and if yes, if it was more than 10 Euro.

I’ve been in Asia long enough to know a scam when I see it and you, sir, have just been made advertisement. It might be a high class scam and probably one that many people would argue is a legit business venture, but we seem to live in a post-Orwellian world anyway where machines and the moods of numbers determine our own rise and fall. “Content” can be safely ignored in favour of numbers and masks. It’s a high class scam, all the more perfidious because everyone is implicit in it.

As long as I am advertisement, I’ve decided to advertise the things that I do because I love doing them. Who can read something without content?

Der tibetische Bettler

In Majnu-ka-tilla durfte ich einige interessante Begegnungen machen. Eine der dunkleren Seiten der Kolonie begegnete mir in Form eines schwarzen Schafes der kleinen Gemeinschaft. Ein Mann sprach mich an als ich auf dem Platz vor den beiden Tempeln saß. Er war klein, aber kräftig, nur sein Blick war seltsam leer. Er sprach mich auf Englisch an und wir unterhielten uns eine Weile. Als erstes sah ich, dass der Mann betrunken war…ein paar Momente später sah ich, dass das nicht ganz richtig war. Er war nicht so sehr betrunken, sondern er schien einen etwas nüchterneren Moment zwischen zwei Flaschen erwischt zu haben um mit mir zu reden. Sein Kopf war gesenkt und sein Blick war auf irgendeine verborgene Qual tief in seinem Geist gerichtet. Er sprach gutes Englisch, brüchig eher nur durch seinen Sprechrhythmus, der sprudelte und versiegte, sprudelte und versiegte. Seine Ausbrüche waren heftig, fast aggressiv, aber er schwand ebeso schnell wieder in Entschuldigungen und Abschwächungen. Er sei kein Bettler, sagte er mir fast zornig, als hätte ich es ihm vorgeworfen, und wenn es eines gäbe was ich über Tibeter wissen sollte, dann das: Tibeter betteln nicht! Er sprach weiter davon wie gut es sei, dass ich hierhergekommen war und den Tempel besucht hatte und er entschuldigte sich immer wieder – für sich selbst, für dieses, für jenes, für die Sonne, für den Mond. Für einen Moment ging er in eines der Geschäfte, wollte Tee holen – als er verschwunden war, flüsterte mir der Tibeter, der neben mir auf der Bank saß zu, ich solle dem Kerl nicht zuhören, er sei wahnsinnig. Als er wiederkam, hatte er den Tee vergessen, was aber höchst animiert und stieß ein paar Worte hervor – The Chinese People’s Police—und der Rest ging in einem finsteren Murmeln unter. Er war jetzt sehr niedergeschlagen. Er sei nutzlos, sagte er zu mir, können nichts tun und überlebte nur weil sich Leute um ihn kümmern. Dann streckte er seine Hände aus, zu einer Schale geformt. Ob ich ihm denn nicht helfen konnte. Es war klar, er hasste sich in diesem Moment selber, hasste es betteln zu müssen. Ich gab ihm ein paar Rupien und musste aufstehen und gehen.

Ich sah ihn später wieder, auf der Strasse, torkelnd oder die Welt aus zusammengekniffenen, zweifelnden Augen beobachten. Manchmal ging er neben Touristen, führte ein ähnliches Spiel aus Selbsthass und Bedürftigkeit auf. Manchmal sah ich ihn wie er für eine Gruppe lachender Tibeter einen ungelenken, sehr bemitleidenswerten Tanz aufführte. Er wurde für mich ein Bild für das, worüber alle in Majnu-ka-tilla lieber schweigen wollten. Die Schwierigkeit fremd zu sein, das lange und unabwendbare Leid, das eigene Zuhause verloren zu haben. Die Qualen und Gefahren, mit denen Tibeter auch heute noch leben. Kaum jemand sprach davon, weil sich die eigene Geschichte kaum von der des anderen unterschied. Mit einem Menschen, der vielleicht später aus derselben Region geflüchtet ist kann man sich kurz austauschen – wie es diesem und jenem geht, ob etwas zerstört wurde, Dinge die man direkt sagen kann, aber nicht in e-mails oder am Telefon.

Danach wurden manche Dinge deutlicher für mich. Ich sah Werbung an den Internetcafes – sieben Rupien die Minute für einen Anruf nach Tibet. Als ich einmal nachfragte, sagte man mir, dass es manchmal funktionierte die Menschen zuhause anzurufen und manchmal die Telefone blockiert waren. An den Wänden hingen Zettel auf denen man blutig geschlagene Gesichter sehen konnte. Politische Gefangene. Wie war die Situation in Tibet im Moment? War das Propaganda, oder Realität?

Ich wurde neugieriger. Ich wollte wissen, was die Leute zu erzählen haben. Aber wie sollte ich diese Barrieren, die ganz deutlich da waren, überwinden? Kann ich einfach jemanden auf der Strasse fragen ob er mir seine Geschichte erzählen will? Wie kann man zu den Leuten genug Vertrauen afbauen um etwas mehr als nur die normale Touristengeschichte zu bekommen?