Sightseeing mit Dealer Teil 5

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Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

 

Metallarbeiter in manchen Höfen und Gerber in anderen, wie sich herausstellt. Wir sind jetzt in den alten Arbeiterbezirken der Stadt, die an den Soukhs angrenzen und wo alles hergestellt wird, was dann glitzernd, funkelnd und bemalt in den Läden steht.
Die Arbeiter leben oft in diesen Höfen, angrenzend an ihre Werkstätten. Hier findet man nicht die Graveure, die islamische und westliche Schriftzeichen in ihren kleinen Läden für ein paar Dirham gravieren, sondern diese Männer produzieren Lampen, Schmuckwerk aus Metall, mit sorgfältig gestanzten Dekorationen und Verzierungen. Automatisierung sucht man hier vergebens. Die Männer schlagen die Löcher mit Hammer und Meißel, biegen das Kupfer mit Zangen.
Hier herrscht Konzentration. Schleifsteine drehen sich und Funken sprühen. Im oberen Stock – der Hof ist im arabischen Stil angelegt, in dem alle Fenster und in diesem Fall auch Türen nach innen auf ebendiesen Hof zeigen – spannen zwei ältere Männer Ziegenfelle zum Trocknen auf.
Türen öffnen und schließen sich, Gestalten huschen mal hierhin, mal dorthin. Es geht um stille Geschäftigkeit und der Hof wirkt alt mit halbverfallenem Mauerwerk und verblassenden, absplitternden Holztüren und Fenstern. Wie das Fahrrad, das verwittert und rostig aussieht, aber immer noch verwendet wird, hat auch dieser Ort ein Gefühl von Alter, Verfall und Zeitlosigkeit. Diese Männer sind ihre eigenen Väter und Großväter, machen genau die selben Handlungen, denken die selben Gedanken wie ihre Vorfahren.
Gewand ändert sich, was man in den Taschen trägt, was man im Kopf trägt, aber das Blut bleibt das Gleiche, zumindest für diese Männer. An so einem Ort verstehe ich die Stadt als einen riesige, organische Fabrik, wo Menschen hämmern, schleppen, verkaufen und kaufen. Das Gebet und das Gespräch, beides Möglichkeiten – für Ruhe oder für mehr Handel – sind ein Weg aus der nicht endenden Geschäftigkeit.
Es ist trügerisch zu glauben, dass irgendjemand hier faul ist. Gott treibt diese Menschen, der Gedanke einer sinnlichen Welt, in der manche zur Arbeit verdammt sind um dann im Paradies ihren gerechten Lohn zu bekommen. Wie streng die Regeln sind, aber wie verführerisch sie zu brechen, immer wieder oder sie zu verstehen, das Leben als Gesetz zu sehen, wie es im Qu’ran steht, dessen Zeilen von der Welt geflüstert werden.
Seltsam, dass ich die Räume der Medrasse Ben Yousseff schön aber leer von Gedanken gefunden hatte und hier in einer alten Werkstatt besser verstehe, was diese Menschen glauben. Die Geschäftigkeit und Konzentration, die feste Überzeugung, liefert mir diese Ideen, nicht die leeren, wenn auch wunderbar verzierten Räume, die heute ohne Menschen bleiben.
Ich mache einige Fotos und versuche mit einigen der Arbeitern zu sprechen. In solchen Momenten bereue ich meine Entscheidung mich so einem extravaganten und für Interviews und Gespräche vollkommen nutzlosen Guide anvertraut zu haben. Er ist so in seine eigenen Probleme verstrickt, dass er kaum mit anderen Menschen sprechen kann. Halbherzig übersetzt er und wirkt dabei so gelangweilt, dass ich es bald aufgebe und versuche mit Handzeichen zu kommunizieren.
Ich lasse es sein. Anderen Leuten Aufmerksamkeit zu schenken verstört den seltsamen widersprüchlichen Mann, oder doch wieder nicht? Kaum wandern wir die Strasse entlang hilft er ganz natürlich den umstehenden und arbeitenden Menschen. Hebt Dinge auf, die herunterfallen, schiebt einen Karren ein Stück mit – hilfsbereite Handlungen, manchmal ohne irgendwelche weitere Kommunikation, als eine Sache der Selbstverständlichkeit.
Wir gehen in ein Café, zum Abschluss des Tages. Ein Freund von ihm betreibt es. Ein Hippie Café komplett mit psychedelischer Bemalung, silbern glitzernder Shisha und bunten Stühlen. Wir setzen uns zu zwei anderen Männern – einer mit verspiegelter Sonnenbrille, der andere mit einem sichtbaren Tattoo am Arm aber einem ansonsten sehr weichen Auftreten. Noch mehr gescheiterte Lebenskünstler.
Wir unterhalten uns kurz und oberflächlich. Der Mann mit der Sonnenbrille macht eine Reihe von freundlichen aber schlechten Witzen, dann verabschiedet er sich. Der andere Mann bleibt stumm sitzen und klinkt sich aus.
Minztee.
Auszeit.
Es kann sein, dass mein Guide in der Zeit noch dies oder jenes geredet hat, aber ich kann mich nicht erinnern. Marokkos wirksamste Entspannungsdroge kommt in einer Tasse.
Etwas später stoßen zwei tätowierte Touristen auf das selbe Café. Verbissen aussehende Männer Ende Zwanzig, die Arme mit Tattoos von Ankern und Schiffen und Seebräuten verziert, ihre Gesichter und Körper angespannt von universellem Misstrauen. Es sind zwei Norddeutsche, wie ich bald herausfinde.
„Wie läuft eure Reise in Marokko?“
Kurz erstaunt, aber dann beginnen sie zu reden. Sie sind mit den Fahrrädern unterwegs gewesen, bis hinunter in den Süden, entlang der Küste. Die Reise ist gut gewesen, aber sie finden die Leute so schwierige. Du weißt nie wem du vertrauen kannst. Sie waren in einem kleinen Dorf und es war bereits Nacht und hat auch noch heftig geschüttet. Sie waren schon durchnäßt, aber sie haben immer noch handeln müssen, bis sie irgendjemand aufgenommen hat. Und die Fenster waren nur Plastikfolien. Und von der Decke hat es getropft. Und die wollten immer mehr Geld. Für alles. Und das in einem kleinen Dorf.

Sie war gut, Inshallah. In meinem Kopf. Das zwanghafte pedantische Beschweren meiner kulturellen Nachbarn hat mir nicht gefehlt. „Minztee?“

„Ne, jetzt brauch ich mal ne Cola.“

Ich empfehle ihnen meinen Guide, da er sicher bald wieder Geld brauchen wird. Dann wandern wir zurück zu unserem Anfangspunkt, dem kleinen Internetcafe am Rand der Jemaa el Fnaa. Es ist Zeit unser Geschäft abzuschließen.

Was habe ich bekommen? Eine Reise durch ein anderes Marrakesch, etwas mehr und etwas weniger als ich mir erwartet habe. Was möchte ich zahlen? Was er verlangt. Er besitzt nicht viel und ich möchte ihn mit Ehre bezahlen und nicht knausrig handeln, also gebe ich ihm was er möchte. „Das ist weißes Geld, mein Freund. Schau dass du in Zukunft mehr davon machst.“

Er nimmt es. „Inshallah.“
Es ist eine Bestätigung, aber ebenso eine Entschuldigung. Ich wasche meine Hände von aller Verantwortung. Was Allah mir zuwirft…
„Leb wohl.“

„Was machen wir morgen?“
„Morgen?“ Ich lache. „Morgen bin ich in Essaouira.“

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Mein Guide ergeht sich weiter in Bestätigungen seiner eigenen künstlerischen Kraft, während ich ihn freundlich ignoriere und fotografiere. Ein junger Mann tritt an mich heran, lächelt und macht mit beiden Händen eine Geste als würde er fotografieren. Er spricht mich auf arabisch an.

Mit einem Mal wird mein Guide zornig. Ein Schwall sicherlich wenig freundlicher arabischer Worte ergießt sich über den jungen Mann. Aufgeweckt von dem Zorn beteiligen sich unerwarteter Weise auch einige der Händler in den umliegenden Geschäften an dem Streit. Hände werden gen Himmel gestreckt, Fäuste geballt, mein Guide keift in alle Richtungen und die Ecke des Soukhs explodiert förmlich in Worten, Gesten und Flüchen.

Auch als wir schon einiges an Metern hinter uns gebracht haben ist mein Guide aufgebracht. „Warum glaubt er, dass er dich belästigen kann? Er sieht, dass du arbeitest, und er kommt und redet solchen Blödsinn. Warum macht er das? Ich könnte…“ Es mangelt ihm definitiv nicht an Einsatz und ich bin so perplex von seinem Ausbruch, dass ich mich selbst bei ihm entschuldige. Das verwirrt ihn und beruhigt ihn erst einmal. „Aber nein, das ist ja nicht dein Fehler.“

Für ein paar Minuten gehen wir etwas planlos durch die Gassen. Der Zorn hat der Verwirrung Platz gemacht. Dann fasst mein Guide einen Entschluss. „Komm.“ Und bevor ich mich versehe biegen wir durch schmale Gassen, bücken uns in höhlenartige Durchgänge zwischen Häusern, die schlagartig so stockdunkel sind, dass man nicht erkennt wohin man den Fuß setzt. Wir halten erst wieder in einem kleinen Innenhof, in dem eine dicke Frau in weiß den Boden fegt und eine andere, ältere die Wäsche von der Leine pflückt. Instinktiv vermeide ich es, die Frauen länger anzusehen – das ist selten eine gute Idee bei dem schlagartigen Temperament der Männer – aber ich kann mir ein Lächeln und Nicken und ein „Salaam Aleikum“ nicht versagen. Er bleibt wortlos, führt mich durch einen Vorhang in einen kleinen Raum, wo wir uns, ebenso wortlos auf eine Teppich am Boden um einen kleinen Tisch setzen.

Er schenkt mir Wasser aus einem Krug ein, den eine der beiden Frauen reicht. Sie sind uns in den Raum gefolgt. Niemand stellt eine Frage oder nimmt es irgendwie als seltsam, dass ich als offensichtlich Fremder hier sitze. Also mache ich mir keine Gedanken. Zwei Kinder tauchen hinter einer Ecke auf und ich bin fast enttäuscht, dass auch sie keine sonderliche Neugier zeigen. Der Bub sieht mich kurz an, spricht dann mit meinem Guide. Die beiden sind sichtlich verwandt. „Der Sohn meiner Schwester.“

Die jüngere Frau, die Schwester meines Guides, bringt uns ein Teller mit gelben Linsen mit Kürbis und dazu gerissenes Fladenbrot. Es ist angenehm hier zu sitzen, die selbstverständliche Gastfreundschaft zu erfahren und zu sehen wie sie keinen Moment hinterfragt wird. Ich kann in solchen Momenten – die man als Reisender immer wieder erfährt – nicht anders als die Situation in meinem Kopf umzudrehen und zu überlegen wie oft ein Fremder in meinem eigenen Land in so einer Situation nur Misstrauen und Unfreundlichkeit erfährt. Es mag sein, dass man sich auf der Strasse mehr ungewohnten Situationen erwehren muss, aber wenn man mit jemandem beim Essen zusammensitzt, erfährt man reine Gastfreundschaft ohne Hintergedanken.

Ich versuche die Familiensituation meines Guides zu erraten. Ist die andere Frau seine Mutter? „Meine Tante.“ Er nimmt noch etwas zu essen, scheint etwas angespannt. Sein Vater kommt aus der westlichen Sahara, so viel weiß ich. Seine Mutter? Verschollen? Irgendetwas arbeitet in ihm, er wirkt verschlossen also frage ich nicht weiter. Der Raum ist simpel, dunkel. Eine Waschstelle im Eck, ein ausgepolsterter Sitzplatz. Der Rest des kleinen verwinkelten Hauses ist mit Tüchern oder Plastikplanen verhängt. Ein Raum für die Frauen und Kinder, einer für meinen Guide? Oder nur ein Raum für alle?

„Iss das.“ Er zeigt auf ein Stück mit Kürbis. Ich sehe er hat Hunger und würde es selbst gerne essen, schiebt es mir aber aufs Teller. „Das sind die besten Stücke. Mehr Brot?“ Ich weiß nicht wie viel die Familie zu essen hat, aber da sie so bereitwillig teilen nehme ich an nicht sehr viel. Die Armen teilen, die Reichen berechnen – soviel habe ich in Marokko schon gelernt.

Wir haben mittlerweile das Teller geleert. Seine Schwester nimmt es wieder mit. Sie scheint zufrieden und verschwindet in einen anderen Raum. Mein Guide bietet mir an, meine Hände an der Spüle zu wachsen.

Wir verlassen das Haus, vorbei an der älteren Frau, die nun mit einem Stück Tuch im Hof sitzt. Keine Spur von den Kindern.

Wieder auf der Strasse mache ich ein Foto von einem Eselkarren. Ein junges Mädchen in Schuluniform ist im Hintergrund. Wir gehen weiter und ihr Blick weckt meine Aufmerksamkeit. „Did you take a photograph of me?“ fragt sie. Der Ton ihrer Stimme ist schwer zu lesen. Sie sieht mich neugierig und fragend an. „No. Of the donkey. Up there.“ „Ah.“

„Was ist das?“ frage ich meinen Guide und zeige in einen Hof, in dem ich ein altes Fahrrad sehen kann, das mich fasziniert.

„Dort sind die Metallarbeiter.“

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Zuerst allerdings sehe ich eine dunklere Seite meines Guides. Er scheint das alles ernst zu nehmen, sich tatsächlich für einen Künstler zu halten und so verfällt er für die nächsten fünf Minuten in eine bitterlich schwarze Depression. Irgendwann schaffe ich es ihn mit teilnahmvollem Nicken zu überzeugen, dass die Leute schlußendlich sein Genie entdecken werden und dass es (vor allem dort draußen) Licht und Freude gibt und wir machen uns endlich auf den Weg.

Seine wiedergefundene Fantasie beweist er dann dadurch, dass er mich auf eine Tour durch alle Läden seiner Freunde nehmen will…ich überlege mir schon ernsthaft, ihn einfach dort stehen zu lassen, aber diese offensichtliche Zerbrechlichkeit fasziniert mich. Er bemerkt meinen Unwillen und schlägt vor, dass wir eine Art Deal eingehen – er wird mich nicht belästigen irgendetwas zu kaufen und seinen Freunden sagen, dass ich nur fotografieren will und immerhin kann ich dann ein paar Verbindungen machen – vielleicht will ich ja irgendwann einmal einen Teppich oder ein Musikinstrument und dann weiß ich schon wohin ich gehen muss.

Also, fein, wir machen uns also daran die Läden abzuklappern. Der erste verkauft Musikinstrumente und sitzt entspannt und mit einer Gitarre im Schoß auf einem Polster inmitten von hunderten hölzernen Instrumenten. Er spielt aber nicht. Ein anderer Mann, sein Bruder, sitzt neben ihm und stimmt eine Trommel. Die beiden sprechen Englisch. Sie haben den Laden schon seit zwei Generationen und ja, das Geschäft läuft so so, inshallah wird alles gut. Er ist deutlich zu entspannt um sich in irgendeiner Weise darum zu kümmern, was ich von ihm will oder sich eine interessante Geschichte zu überlegen, also bedanke ich mich, mache ein Foto und weiter geht es.

Der nächste ist ein junger, energischer Mann, der uns mit einem engagierten Lachen empfängt. Um ganz ehrlich zu sein, ich habe vergessen, was er verkauft hat…irgendwelches Holzwerk, glaube ich, aber er schien mehr an sich selbst als an seiner Ware interessiert und posierte begeistert für ein oder zwei Fotos. Als Teil des Plans meines Guides sammle ich außer Fotos auch noch Visitenkarten – seine ist mit besonderer Aufmerksamkeit gestaltet.

Auf dem Weg durch die verwinkelten Gassen des Soukhs stoppen wir für einen Kaffee. Stilechten marokkanischen Nescafé, der von einem freundlichen alten Mann mit einem Handkarren gemacht wird. Mein Guide stellt sich kurz hinter den Wagen und macht den zweiten Nescafé selbst. Jetzt ist er wieder großspurig und guter Laune. „Die anderen wollen nicht für Fotos posieren?“ Wir hatten vorher einige Probleme einen Mann aufs Foto zu bekommen, sei es dass er einfach scheu war oder dass es irgendetwas mit der konservativen islamischen Sicht auf das Bildermachen zu tun hat. „Ha, ich posiere. Ich habe kein Problem damit. Alles Aberglaube.“

So posiert er also. Mit einem Straßenschild. Mit Sonnenbrille. Dann ohne. Weiter geht es, tiefer in die Soukhs. Der Kaffee hat meinem Guide zu gut getan. Jetzt gibt er mir Anweisungen was und wie ich fotografieren muss. „Ich weiß, wie man Bilder macht. Ich bin ein Künstler.“ Kleines, trotziges Kind wohl eher, aber es amüsiert mich ihm aufmerksam zuzuhören und dann etwas ganz anderes zu machen. Er bemerkt es nicht.

Mittlerweile, wohl eher durch ein Versehen, sind wir im Arbeiterviertel gelandet. Das fasziniert mich…kleine schmutzige Küchen, in denen Eier und Huhn gekocht und gebraten werden und vor denen kleine, massige Männer stumm anstehen. Frauen in wehenden Gewändern, die Körbe mit Einkauf nachhause tragen. Knäuel an Kindern, die auf dem Weg von der Schule zuerst an einem, dann am nächsten interessanten Eck stehenbleiben und wild und lachend debattieren oder einfach neugierig oder spöttisch schauen.

Wir stoppen an einem kleinen Geschäft am Eck einer beleben Strasse. Holzskulpturen, farbig bemalt, verzieren es von außen. Buntes Holz, Stühle, Spielschachteln und dergleichen quellen fast heraus auf die Straße. Es ist das erste Geschäft, das unter all diesen ewig ähnlichen Geschäften wirklichen Charakter hat.

Der Besitzer ist ein sympathischer Berber mit einem beständig leicht perplexen Ausdruck. Er zeigt mir mit der Fingerfertigkeit eines Bühnenmagiers eine seiner Arbeiten – eine kleine Box aus hellem Holz mit dunklen Intarsien. Ganz normal, nicht? Nein…hier! Ein geheimes Fach. Er faltet die Schachtel zwischen seinen Fingern als wäre sie aus Papier und öffnet ein bislang unsichtbares Fach, leert alle unsichtbaren Geheimnisse in seine und dann meine Handfläche, schließt es wieder und gibt mir die Box. Öffne sie. Kein Fach. Willst du einen Schlüssel verstecken? Bestes Versteck.

Wir sprechen auf Französich miteinander. Mein Guide entschuldigt sich mittlerweile – er hat einen alten Bekannten getroffen und die beiden gehen in das Haus gegenüber für ein kurzes Gespräch. Ich hatte nich geplant etwas zu kaufen, habe nicht einmal Geld in meiner Tasche, aber der Berber ist ein netter Mann und ich schaue kurz durch sein Geschäft und überlege, ob ich hier etwas als Geschenk kaufen soll. Er sieht meine Neugier natürlich und will mir sofort etwas in die Hand drücken.

Nein, ich habe kein Geld. Ich komme morgen zurück.

Oh. Alle Enttäuschung der Welt in seinem Gesicht. Morgen, morgen ist er nicht hier. Das Geschäft ist geschlossen, er geht zurück zu seinen Verwandten, hinaus aus Marrakesch.

Wann kommt er denn zurück?

Er weiß es nicht. Wann immer das Geschäft wieder gut geht.

Die weitschweifende Theatralik gefällt mir, aber ich habe wirklich kein Geld. Er winkt mich mit einer abschätzigen Bewegung davon. Ich überlege mir noch eine Antwort, da kommt allerdings mein Guide zurück und wir gehen weiter in die Soukhs.